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Pilgergruppe in Sinich am 18.10.2024

Reisebericht:Eine Pilgerfahrt mit Freunden

Datum:
Montag, 21. Oktober 2024
Von:
Bernhard Geuß
Vom 13. bis 19. Oktober 2024 reiste eine Pilgergruppe aus Leichlingen nach Südtirol - organisiert von Heinrich Witprächtiger. Der Reisebericht schildert einige Highlights.

In der HÖRZU-Ausgabe vom 18. Oktober 2024 schreibt der Satiriker Hans Zippert: „Viele Arten in Deutschland sind vom Aussterben bedroht. Wissenschaftler glauben, dass der Katholik in den nächsten 30 Jahren aussterben wird, genau wie sein Nahrungskonkurrent, der Protestant. Beide trifft man nur noch in streng geschützten Altarräumen an“. Von dieser prognostizierten düsteren Lage der Religionen spürte eine Gruppe von 20 Pilgern aus Leichlingen, angeführt von Kirchenmusiker Heinrich Witprächtiger, auf dem Weg nach Südtirol zwischen dem 13. und 19. Oktober 2024 rein gar nichts.

Seit seiner Pensionierung im Jahr 2011 hat Witprächtiger zahlreiche Pilgerreisen organisiert – von Altötting über Assisi bis hin zu Lourdes und Santiago de Compostela. Diese Reisen verbinden spirituelle Erlebnisse mit kulturellen Höhepunkten. Bei der diesjährigen Pilgerfahrt nach Südtirol war der Marienwallfahrtsort Weißenstein inmitten der beeindruckenden Dolomiten der Höhepunkt. Die Rundfahrt war eine Verneigung vor der Schönheit der göttlichen Schöpfung und der daraus erwachsenen Natur. Zwischen der einleitenden Laudes an der Autobahnkirche in Medenbach und den abschließenden Marienandachten aus dem „Gotteslob“ wurde täglich der Angelus gebetet, eine Vielzahl von Marienliedern gesungen und abends tiefgehende Diskussionen über den Glauben geführt.

Die Vielfalt der Teilnehmer förderte einen respektvollen Austausch. Trotz unterschiedlicher Ansichten war man sich einig, dass das gemeinsame Unterwegssein den Charakter der Pilgerreise ausmachte. Der Rückblick auf die Erlebnisse, die Begegnungen und die Feiern, darunter die deutschsprachige Messe in St. Vigil in Untermais, bereicherten die Gruppe ungemein. Die Auseinandersetzung mit den lokalen Gegebenheiten, wie dem Priestermangel und den Herausforderungen der zweisprachigen Gemeinde, brachte ein tieferes Verständnis für das Leben im Doppelbistum Bozen-Brixen.

Ein unvergesslicher Moment war die gesellige Runde nach der Besichtigung von Schloss Rametz, wo Brot, Wein und eine „Schlachtplatte“ serviert wurden – eine schöne Erinnerung daran, dass Geist, Leib und Seele eine Einheit bilden. Sehr menschlich erschien der Zelebrant der Frühmesse am 17. Oktober, der die Pilger herzlich begrüßte, jedoch offenbarte, dass ihm Leichlingen unbekannt war.

Dank galt nicht nur den Unterstützern aus der Heimat, sondern besonders Heinrich Witprächtiger für seine einfühlsame Leitung und Eduard, dem Fahrer, dessen Organisationstalent jede Fahrt zu einem Erlebnis machte. Für 2025, im „Heiligen Jahr“ in Rom, hat die Gruppe bereits Pläne geschmiedet.

Wie der heilige Augustinus es einst formulierte: „Wir sind das wandernde Volk Gottes“. Das Zweite Vatikanische Konzil hat diese Idee 1964 aufgegriffen und betont, dass die Kirche ihren Weg zwischen den Herausforderungen der Welt und den Tröstungen Gottes geht. Die Leichlinger Pilger sehen sich selbst als „Anhänger des 2000-jährigen Weges“, der noch lange nicht zu Ende ist und dem Aussterben, wie Zippert es beschreibt, trotzt. Schließlich erinnert die Reise auch an bedeutende Persönlichkeiten, die zum Frieden in Europa beigetragen haben. So schließt sich der Kreis mit der Einkehr in der Doppelkirche von Sinich, wo auch Chiara Lubich gewürdigt wird. Das Gruppenfoto auf der Treppe zur neuen Kirchenhälfte unter dem Motto „SYN“ symbolisiert den Zusammenhalt dieser besonderen Gemeinschaft.